Ein Unternehmen unter Insolvenzverwaltung ist faktisch ein neues Unternehmen, was getrennt vom alten - eigentlichen - Unternehmen betrachtet werden muss. Tats?chlich ist es jetzt der Insolvenzverwalter als Kaufmann, der unternehmerisch t?tig ist und dabei - legitim - auf die Masse des insolventen Unternehmens zur?ckgreift.
Daher ist die Frage des Zeitpunktes des Beginns der Insolvenzverwaltung f?r die Gl?ubiger sehr wichtig (manchmal sogar existentiell). Liefere ich eine Minute vorher, geh?rt meine Ware zur Insolvenzmasse. Liefere ich danach, habe ich an den IV pers?nlich geliefert, und er muss zahlen / leisten / haften.
Etwas unsicher bin ich mir mit Zahlungen nach der Er?ffnung und auf das alte Konto. Aber ich wei? - wei?gott! - nicht alles.
Etliche Male mit Insolvenzen zu tun gehabt. Zich mal von der Gl?ubigerseite, ein Mal von der insolventen Seite aus nahestem Familienkreis mitbekommen, ein Mal selbst auf der insolventen Seite gewesen. Letzteres mag eine lehrreiche Erfahrung sein, man kommt aber sicherlich ganz gut ohne diese aus.
Meine Beobachtungen / Erfahrungen darin m?gen ungl?ckliche Zuf?lle sein, aber allen war gemeinsam, dass die IV zun?chst einmal sehr freundlich / zuversichtlich waren. Letztenendes hing deren Engagement sehr stark davon ab, wieviel Aufwandsentsch?digung ihnen zusteht und ob diese aus der Insolvenzmasse leicht zu bedienen ist. Bis auf einen Fall endete es jedes Mal in der Ausweidung des insolventen Unternehmens - in einem besonderen Fall sogar bei einem eigentlich stabilem Unternehmen mit einer nur kurzfristigen Liquidit?tsklemme und insgesamt schwarzen Zahlen.
Die Freundlichkeit der IV ist ja in der Sache zu verstehen: Sie brauchen Zahlen und Auswertungen und einen ?berblick ?ber die verwertbare Masse. Dazu sind die Noch-Mitarbeiter geeignet wie niemand anders. Also schaut man, dass sie m?glichst lange noch da bleiben - anfangs durch Umschmeicheln (Zuckerbrot).
Gleichzeitig wollen die IVs diese Informationen so schnell wie m?glich aber gleichzeitig so pr?zise wie machbar haben, am liebsten von heute auf morgen. Da wird den Mitarbeitern schonmal in einer Nacht (!) der Arbeitsaufwand zugemutet, der einem mittlerem Monatsabschluss gleichkommt. Um das wiederum durchzusetzen, bauen IV gelegentlich enormen Druck auf, der z.T. schon ins Pers?nliche geht (OK, jetzt muss ich ehrlich sein, das habe ich in Extremform nur ein Mal beobachtet). Das ist dann die Peitsche.
Das Klima zwischen IV und Uli mag jetzt ein recht freundliches sein. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Uli eines baldigen Tages recht knapp und unverbl?mt mitgeteilt bekommt: "Das war's dann auch. Wir brauchen Sie nicht mehr."
Ja, es ist durchaus m?glich, dass meine Sichtweise bez?glich Insolvenzverwaltern aufgrund meiner einseitigen Erfahrungen gef?rbt ist.
Und jetzt wurmt es mich ein wenig, dass ich unn?tig (weil ohne Effekt) schwarzgemalt und schlechte Laune verbreitet habe. Denn es ?ndert nichts daran, was wir ohnehin schon von dir wussten: Am Ende wird es Uhrwerk nicht mehr geben aber Splittermond dagegen (sehr wahrscheinlich) schon.
Und Silbermond sowieso!