Die Regular Season ist vorbei, Zeit f?r eine kleine ausufernde R?ckschau. Wer hat sein Ziel erf?llt? Wer hat entt?uscht? Wer hat ?berrascht?
AFC East
1. New England Patriots 11-5 (Platz 2 AFC)
2. Miami Dolphins 7-9
3. Buffalo Bills 6-10
4. New York Jets 4-12
Die Patriots haben ihr Ziel erreicht: Freilos in der ersten Playoff-Runde. Dennoch wirkte die Mannschaft nicht so unbesiegbar wie die letzten Jahre. Das lag vor allem am Receiver-Personal. Der Abgang von Cooks und Amendola wiegt schwer, zumal Ersatzmann Josh Gordon unl?ngst von der NFL gesperrt wurde und es unklar ist, ob er je wieder ein Spiel machen wird (Drogen- und psychische Probleme). Gronkowski hat sich das ganze Jahr eher nur durchgeschleppt und l?sst die Dominanz vermissen, die ihn sonst immer ausgezeichnet hat. Und Tom Brady zeigt tats?chlich kleine Alterserscheinungen - die mentale St?rke f?r die Playoffs besitzt er dennoch (siehe der knappe Sieg gegen die Chiefs).
F?r die Dolphins hat es wieder nicht gereicht. Zur Halbzeit sah es noch ganz gut aus, aber zuletzt gab es einfach zu viele Niederlagen. Albert Wilson schien ein Bombenjahr zu erwischen, dann verletzte er sich schwer. Auch Frank Gore musste vorzeitig die Saison beenden, danach gab es nicht mehr gen?gend Qualit?t auf dem Feld. Ryannehill ist als QB nicht unumstritten und k?nnte in der Offseason aufgrund der vertraglichen Lage recht g?nstig entlassen werden, falls man sich neu orientieren will. Jedenfalls ist schon Head Coach Adam Gase weg, es steht also ein Umbruch bevor.
Buffalo war Anfangs der Saison die Lachnummer der Liga. 3-47 wurden die Bills von den Ravens weggefegt. Von dieser Sorte Niederlage gab es mehr als eine, und es war egal, ob Nathan Peterman spielte oder Derek Anderson, Matt Barkley oder Erstrunden-Draft-Pick Josh Allen. Es war letztendlich gut, Allen so fr?h wie m?glich in den hei?en Kessel zu werfen, denn er bekam immer mehr Sicherheit und zeigte zum Saisonausklang eine fabelhafte Leistung. Wenn er doch nur gute Receiver h?tte.
Dass die Jets so durchgereicht werden, hat mich auch ?berrascht. Gegen die Titans, die Colts und die Packers gab es zum Saisonausklang jeweils knappe Niederlagen. Den Jets fehlt es auch wieder an "Playmakers", die enge Situationen f?r sich entscheiden k?nnen. QB-Rookie Sam Darnold, Nummer 3 des Drafts, zeigt Potenzial, das muss man jetzt mit entsprechenden Rollen-Spielern kombinieren, z.B. ist die Offensive Line zu br?chig und die Receiver sind zu inkonsistent.
AFC North
1. Baltimore Ravens 10-6 (Platz 4 AFC)
2. Pittsburgh Steelers 9-6-1
3. Cleveland Browns 7-8-1
4. Cincinnati Bengals 6-10
Am letzten Spieltag haben sich die Ravens durchgesetzt. Es war eine Saison auf und ab f?r Baltimore. Aber mit einer Strategie gegen den Trend (Schwerpunkt Defensive und Run Game) gelangen einige eindrucksvolle Leistungen. Wichtigste Erkenntnis: der Aufschwung gelang nach der Bye Week ab Spieltag 11, nachdem sowohl QB Joe Flacco als auch RB Alex Collins verletzungsbedingt fehlten. Die beiden Rookies Lamar Jackson und Gus Edwards bestimmten die Offensive. F?r Flacco ist es besonders bitter: da Jackson sich schnell akklimatisiert hat, stehen die Zeichen auf Wechsel. Vermutlich darf sich Flacco im Fr?hjahr ein neues Team suchen.
Pittsburgh hat am vorletzten Spieltag gegen die Saints die Tabellenf?hrung verspielt und muss jetzt in den Playoffs zusehen. Ein ungewohntes Gef?hl f?r Ben Roethlisberger und Antonio Brown. Aber die Saison stand unter keinem guten Stern, da Superstar LeVeon Bell seinen Vertrag aussa? und kein einziges Spiel bestritt. Und nun soll es auch einen Konflikt mit Antonio Brown, dem zweiten Superstar geben (er verlie? w?hrend des letzten Spiels das Stadion und fehlt seitdem bei den Mannschaftsbesprechungen). Da geht sogar glatt unter, dass Bells Ersatzmann James Conner, den zu Saisonbeginn nur seine engsten Freunde kannten, eine tolle Saison abgeleistet hat.
Trotz negativer Saisonbilanz sind die Cleveland Browns in Aufbruchstimmung. Denn nach 1-31 Spielen in den letzten zwei Saisons sind sieben Siege ein guter Anlass zur Freude. Auch die Browns sind in der zweiten Saisonh?lfte durchgestartet, genauer gesagt nach der Entlassung von Head Coach Hue Jackson und seinem Offensive Coordinator. Seitdem dreht Baker Mayfield, der Top-Pick des diesj?hrigen Drafts, m?chtig auf, und auch viele andere Draft Picks der letzten zwei Jahre erweisen sich als Leistungstr?ger. Aber gerade Mayfield hat diese Saison eine Nervenst?rke und Kaltschn?uzigkeit gezeigt, die man eher von ?30-Veteranen wie Matt Ryan oder Aaron Rodgers erwarten w?rde. Das sind also durchaus gute Nachrichten f?r Browns-Fans.
Die Bengals hatten eine gro?e Fallh?he diese Saison. Gestartet mit 4-1 Siege gelangen danach nur noch zwei Siege. Die fr?her so bissige Abwehr war offen wie ein Scheunentor und es fehlte vermutlich auch an neuer Stimulanz. Deswegen muss Head Coach Marvin Lewis nach 16 Jahren seine Koffer packen. Vielleicht kann ein anderer Trainer offensiv oder defensiv Impulse setzen. N?tig haben es die Bengals auf beiden Seiten des Spielfeldes, und es ist auch noch offen, ob man mit QB Andy Dalton weitermacht. Er hat zwar das Saisonende aufgrund einer Verletzung verpasst, aber an seiner stagnierenden Leistung entz?ndet sich schon l?nger die Kritik.
AFC South
1. Houston Texans 11-5 (Platz 3 AFC)
2. Indianapolis Colts 10-6 (Platz 6 AFC)
3. Tennessee Titans 9-7
4. Jacksonville Jaguars 5-11
Die Versprechung einer guten Saison war schon letztes Jahr gegeben, aber da diesmal sowohl QB Deshaun Watson als auch Passrusher J. J. Watt gesund geblieben sind, stehen die Texans zurecht ganz vorne. ?rgerlich ist die Niederlage gegen die Eagles am 16. Spieltag, weil man dadurch den vorteilhaften Platz 2 in den Playoffs verspielte. Vor der schieren Gewalt der Texans-Defense m?ssen sich die Gegner in Acht nehmen, aber andererseits geh?rt Deshaun Watson zu den QBs, die am h?ufigsten zu Boden gebracht werden. Das ist ein gro?es Risiko, denn der ist nicht zu ersetzen. Auch auf der Receiver- und Tight End Position ist die Luft etwas d?nn, au?er Hopkins l?uft da nicht viel.
Die Colts haben ein bisschen Eingew?hnungszeit gebraucht. Unter dem neuen Head Coach Frank Reich (der den Job nur bekam, weil der eigentliche Kandidat Josh McDaniels von den Patriots von seinem Vertrag zur?cktrat) gab es zum Start eine Bilanz von 1-5, doch dann begann die unheimliche Siegesserie, die nur durch ein unglaublich h?ssliches 0:6 gegen die Jaguars unterbrochen wurde. Der General Manager hat mit OG Quenton Nelson und LB Darius Leonard zwei absolute Volltreffer gedraftet. Andrew Luck spielt, als w?re er nie zwei Jahre verletzt gewesen, Tight End Eric Ebron hatte seinen Durchbruch und Reich und sein Def Coordinator Matt Eberflus zeigen cleveres Playcalling. Die Playoffs sind daf?r die Belohnung.
F?r die Titans war das Saisonfinale die gr??tm?gliche Entt?uschung. Eine gute Saison gespielt und dann gehen die Playoff-Chancen im letzten Moment verloren. Aber die Leistungen waren zu instabil. Das gleiche Team, das die Patriots besiegte, wurde von den Ravens punktlos gehalten. RB Derrick Henry findet erst sp?t zu seiner Form und es bleiben Zweifel an der Entwicklung von QB Marcus Mariota. Vermutlich braucht Head Coach Mike Vrabel noch etwas mehr Power und Unterst?tzung in der Offensive - der Umbruch von Mularkeys "Smash Mouth" Taktik dauert wohl noch.
Absturz des Jahres? Die Jacksonville Jaguars. 2017 noch im AFC Finale, dieses Jahr die Rolle als Fu?abtreter. Dieser Absturz hat mehrere Gr?nde. Zum einen der Abschwung bei Star-RB Leonard Fournette, der sich auch disziplinarischen ?rger eingehandelt hat. Oder die Formschwankungen bei QB Blake Bortles, die zu seiner Degradierung gef?hrt haben. Cody Kessler war aber auch nicht besser. Die Defensive war nicht das Problem, sie ist eine der besten der Liga. Aber von "Sacksonville" spricht bei mageren 37 Sacks die Saison niemand mehr. Letztes Jahr waren es 55.
AFC West
1. Kansas City Chiefs 12-4 (Platz 1 AFC)
2. Los Angeles Chargers 12-4 (Platz 5 AFC)
3. Denver Broncos 6-10
4. Oakland Raiders 4-12
Die hei?este Offensive der Liga wohnt in Kansas City. Fast alle Spiele waren regelrechte Spektakel, gerade auch die Niederlagen gegen die Patriots (40:43) und Rams (51:54), d.h. gegen die besseren Teams der Liga. Patrick Mahomes ist technisch kein Rookie mehr, aber seine erste Saison als Starter ist beeindruckend. Ein gro?er Teil des Verdienstes geht aber auch an den Trainerguru Andy Reid, der vor allem in der ersten H?lfte die Gegner ?berraschte. Auch die Defensive hat sich gemausert, v.a. der Pass Rush. Einen Schwachpunkt gibt es jedoch: die Chiefs mussten RB Kareem Hunt entlassen, nachdem ein Video publik wurde, in dem er eine Frau schl?gt. Bis dahin war er auch ganz vorne in der Statistik dabei. Von diesem Kaliber findet man mitten in der Saison keinen Ersatz.
Bitter f?r die Chargers: ihre 12-4 Saison reicht nur f?r Platz 5 der Playoff-Setzliste. Dabei lassen sie punktem??ig alle anderen Division Sieger der AFC hinter sich. Aber in der entscheidenden Phase hatten mehrere offensive Leistungstr?ger (Melvin Gordon und Keenan Allen) Verletzungssorgen und die Chargers mussten sich den Ravens geschlagen geben. Die gesamte Saison verlief im Schatten der aufregenden Mannschaften, aber QB Rivers, seine Receiver, die Running Backs und vor allem die Defensive schnurrten wie ein Uhrwerk. Jetzt muss das Team ausw?rts zeigen, dass es gegen die Gro?en bestehen kann.
Was kann ich ?ber die Broncos schreiben? Sie waren eins der unspektakul?rsten Teams der ganzen NFL. ?berall Durchschnittswerte, und aufgrund eines schwachen Saisonfinales stehen sie schlechter als ihrer Leistung gerecht wird. Hat nat?rlich den Vorteil der besseren Draftposition. Mit Phillip Lindsay und den Pass Rushers Von Miller und Bradley Chubb gibt es Leistungstr?ger, denen man noch einen guten Receiver zur Seite stellen k?nnte. Case Keenum als QB war jetzt nicht so schlecht wie oft behauptet, aber er hat auch nicht den Rang eines Alleinunterhalters. Er ist ein guter Game Manager und es gibt Teams, die seine Routine gut gebrauchen k?nnten.
Die Lachnummer der Saison waren die Oakland Raiders. Der neue Head Coach Jon Gruden hat das Team v?llig auf den Kopf gestellt, und das fing mit dem Trade von Khalil Mack nach Chicago an, kurz darauf gefolgt von Amari Cooper nach Dallas. Immerhin: die Raiders haben nun f?nf Erstrunden-Picks in den n?chsten zwei Jahren. Rebuilding ist also angesagt. Diese Saison machten die Raiders tats?chlich eine erb?rmliche Figur. Zwei ?berraschende Siege zum Saisonende (u.a. gegen die Steelers, denen genau dieses Match zur Playoff-Qualifikation fehlte) mildern den Eindruck etwas ab, aber ?ber die ganze Saison gemessen war es eine Zumutung, sich ein Spiel der Raiders anzuschauen. Am bittersten: Ganze 13 Sacks hat das Team vollbracht, das ist Minusrekord. Schon das zweitschlechteste Team hat 2,5 mal mehr (n?mlich 30). Es kann nur besser werden.